Die Gemeinde Pollenfeld wird die Umverlegung der 110 kV-Leitung, die sehr nahe an den Ortsteilen Seuversholz und Preith vorbeiführt, auf eigene Kosten tragen. Dies entschied der Gemeinderat mehrheitlich in seiner jüngsten Sitzung, die aufgrund der großen Bürgerbeteiligung extra in die Turnhalle der Grundschule verlegt wurde.
Foto: 110 kV- und 380 kV-Leitung bei Seuversholz (Foto: Siegfried Fries)
Vorausgegangen war ein Antrag von 113 Seuversholzer Bürgern, der verhindern will, dass die Planungen des Betreibers N-Ergie-Netz auf der Bestandstrasse nahe der Ortschaft weitergeführt werden.
Der Antrag beinhaltet die Forderung, dass die Gemeinde auf eine Kostenreduktion für die Umverlegung der Leitung hinwirkt und anfallende Mehrkosten übernehmen soll.
Die Antragsteller begründeten ihr Anliegen mit den fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten der Ortschaft Seuversholz, die im Westen durch die 110 kV-Leitung und im Osten durch die 380 kV-Leitung, stark eingeschränkt sind. Zudem wird durch die geplante 6-fache Kapazitätserhöhung der 110 kV-Leitung eine weitere Belastung für die Menschen in den Wohn- und Freizeitgebieten in Seuversholz befürchtet.
Außerdem sinke die Attraktivität der noch ungenutzten Bauplätze im Baugebiet „Lange Hall“. Wie bei der Präsentation des Antrages durch einen Bürger erläutert wurde, dürfte sich die Gemeinde Pollenfeld diese „Jahrhundert-Chance“, die Leitung weiter weg vom Ort neu zu bauen, zum Wohle einer weiteren Entwicklung des Dorfes nicht entgehen lassen.
Der Seuversholzer Antrag wurde während der Sitzung auf Antrag aus dem Gemeinderat auch auf die Leitung beim Ortsteil Preith erweitert.
Vorangegangene Verhandlungen mit dem Betreiber, die auch von der Landkreisführung unterstützt wurden, waren bis auf die Erarbeitung von möglichen Alternativtrassen nicht erfolgreich. Die N-ergie-Netz hatte im April mitgeteilt, die Bestandstrasse als Vorzugstrasse in das Planfeststellungsverfahren aufzunehmen.
Der Entscheidung des Gemeindegremiums, die voraussichtlich eine finanzielle Belastung der Gemeinde von etwa 1 Million Euro nach sich zieht, ging eine teilweise doch recht kontroverse Diskussion voraus. Von Teilen des Gemeinderats wurde darauf hingewiesen, dass eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt als noch nicht sinnvoll erachtet wird, da das ausstehende Planfeststellungsverfahren der Gemeinde noch die Möglichkeit gibt, ihre detaillierten Einwände gegen das Vorhaben, wie die Umzingelung mit Hochspannungstrassen, die erhebliche Zusatzbelastung durch eine Versechsfachung der Stromstärke oder die Belastung des Ortes durch heranrückende Windgebiete, vorzubringen.
Bürgermeister Wolfgang Wechsler wies darauf hin, dass die Kosten der Umverlegung aus Gründen der Gleichbehandlung aller Gemeindebürger auf die Anlieger umgelegt werden müssten, wie es bereits bei anderen Maßnahmen erfolgt ist. Er sei zudem der Meinung, dass sich die Gemeinde auf ihre Pflichtaufgaben konzentrieren solle, die mit der Sanierung der Grundschule, der geplanten Ausgaben für die Feuerwehren und Kindergärten oder die teilweise maroden Abwasserkanäle in naher Zukunft sehr kostenintensiv werden.
Der Bürgermeister brachte auch die Stellungnahme eines zuvor eingesetzten Rechtsbeistands zur Kenntnis, der durchaus Chancen sieht, dass sich eine für die Gemeinde kostenneutrale Alternativtrasse im Planfeststellungsverfahren „förmlich aufdrängt“, da genügend zwingende Gründe dafür angeführt werden könnten. Außerdem sehe der Rechtsanwalt in den freiwilligen Ausgaben der Gemeinde sogar einen Verstoß gegen die Haushaltsordnung im Sinne des Grundsatzes der „Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit“, dem jede Gemeinde verpflichtet sei. Daher sei nach seiner Ansicht bezüglich der Rechtmäßigkeit der freiwilligen Kostenübernahme auch die Rechtsaufsicht zu beteiligen.
Mit all diesen Argumenten konnte das Gemeindeoberhaupt jedoch nicht überzeugen. Es wurde darauf bestanden, dass über den vorliegenden Antrag abgestimmt werden solle. Mit vier Gegenstimmen wurde der Antrag schließlich mehrheitlich angenommen.